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Menschen Personengruppe bei einer Schulung im Büro

Echte oder gefälschte Ausweise – Schulungen helfen bei der Erkennung

Veröffentlicht am 20.04.2020

Mit bloßem Auge feststellen, ob ein Ausweis oder Pass echt ist? Fast unmöglich. Deswegen werden Mitarbeitende in Behörden darin geschult, Fälschungen besser zu erkennen. Dabei hilft auch der Einsatz moderner Dokumentenprüfgeräte.

Missbrauch ist teuer

Für Behörden ist es wichtig, falsche oder verfälschte Papiere zu erkennen. Denn mit gefälschten Ausweisen kann großer Missbrauch getrieben werden. Ein Betrugsbeispiel: Auf Basis unerkannter gefälschter Ausweise lässt sich ein Antragsteller von der Behörde seines Wohnorts eine Meldebescheinigung ausstellen und eröffnet damit ein Gewerbe. Auf den Namen der neuen Firma werden dann Konten eröffnet, Kredite beantragt und Leasing- und Mobilfunkverträge abgeschlossen. Noch bevor der Betrug auffliegt, taucht der Täter ab – um kurze Zeit später mit einer neuen Identität weiterzumachen. Kostspielige Folgen kann ein Missbrauch auch für die Behörden selbst haben, etwa wenn auf Basis gefälschter Ausweise vom Amt finanzielle Leistungen erbracht werden, wie Sozialhilfe in Form von Geld- oder Sachleistungen, Arbeitslosen- oder Kindergeld.

Damit die Behördenmitarbeitenden Fälschungen besser erkennen können, werden viele von ihnen geschult. Dann wird ein Stapel unterschiedlichster Dokumente – Personalausweise, Führerscheine, Aufenthaltstitel, Pässe und vorläufige Dokumente – auf einen Tisch gelegt und die Mitarbeitenden sollen herausfinden, ob sie echt oder gefälscht sind. Die gefälschten Ausweise sind Muster und werden ausschließlich für diesen Zweck verwendet.

Sehen, fühlen, kippen

Viele Fälschungen sind so einfach gemacht, dass sie beim näheren Betrachten gegen das Tageslicht, durch Kippen des Dokuments oder durch Darüberstreichen mit dem Finger sofort auffallen. Auch Veränderungen an der Maschinenlesbaren Zone (MLZ) auf Dokumenten werden häufig entdeckt, weil sie nur schwer zu manipulieren ist.

Wer den deutschen Reisepass genau betrachtet, kann erstaunliche Details entdecken: wunderbar feine Guillochen, changierende Farben, versteckte Mikroschriften. Oder den Text und die Noten der deutschen Nationalhymne auf der Passdatenseite. Genau wie die vielen kleinen Brandenburger Tore und die winzig kleinen Guillochen in Form von Noten. Als Wasserzeichen auf den Papierseiten versteckt, umkreisen die Sterne Europas den Bundesadler. Wird der Pass schnell durchgeblättert, durchwandert einer der Sterne den Kreis – der Pass als Daumenkino.

"730 Dokumente wurden in Hamm während der Testphase im Februar 2017 überprüft, in acht Fällen wurde die Polizei eingeschaltet."

Quelle: Stadt Hamm

Prüfgeräte sind schneller und genauer

Manche der Sicherheitsmerkmale bleiben jedoch auch für geübte Betrachter unsichtbar. Schließlich kennt kaum jemand alle Sicherheitsmerkmale – insbesondere von ausländischen Dokumenten – im Detail. Sie werden erst mit technischen Hilfsmitteln sichtbar, etwa UV-Licht. Immer mehr Behörden setzen deshalb zur besseren Erkennung gefälschter Ausweise Dokumentenprüfgeräte ein. Der Unterschied: Eine klassische manuelle Prüfung mit UV-Licht und Lupe dauert im Durchschnitt ein bis zwei Minuten. Das Prüfgerät ist mit rund zehn Sekunden deutlich schneller und kann, wenn vorhanden, zusätzlich den elektronischen Chip des Dokuments maschinell überprüfen. Die integrierten Prüfverfahren und die Referenzdatenbank für Dokumente werden ständig aktualisiert und haben eine im weltweiten Vergleich sehr hohe Erkennungsrate bei Fälschungen. Auffälligkeiten bei der automatischen Prüfung werden direkt auf dem Monitor angezeigt. Zum Abgleich erscheint auf dem Bildschirm ein Referenzbild. Über festgelegte standardisierte Verfahren können auch die Daten des elektronischen Chips verglichen und geprüft werden.

Berlin soll ausgestattet werden

Der Berliner Stadtteil Neukölln hat vor wenigen Jahren testweise Dokumentenprüfgeräte dafür eingesetzt, vorgelegte Dokumente von Bürgern auf Echtheit zu prüfen1. Das Ergebnis: Während der Testphase wurden 40 Betrugsversuche mit gefälschten Ausweisen festgestellt. Ohne die Geräte wären den Mitarbeitenden die Fälschungen nicht aufgefallen. Nun sollen alle Berliner Bezirke mit den Dokumentenprüfgeräten ausgestattet werden.

 

https://www.tagesspiegel.de/berlin/urkundenfaelschung-wie-berlins-bezirke-gegen-falsche-identitaeten-kaempfen/19705756.html